Alexander Krichel: Brief an alle Freunde der Philharmonischen Gesellschaft Bremen

© Oliver Mark

Liebe Freunde der Philharmonischen Gesellschaft Bremen,

wir hatten uns alle sehr auf das Konzert bei Ihnen in der Glocke Bremen gefreut. Dass ich das Shanghai Quartett, das ich in Warschau kennenlernen durfte, gewinnen konnte, mit mir nach Bremen zu kommen, um dort bei Ihnen ihr Bremer Debut zu spielen, war wie ein Traum, der sich aber einfach nicht erfüllen sollte. Durch meine guten Freunde, das Goldmund Quartett fanden wir einen hochqualitativen „Ersatz“, der durch die Ansässigkeit in Deutschland nach einer realisierbaren Lösung aussah. Nun müssen wir uns erneut der Pandemie und ihren Folgen beugen. Das Konzert wird auf den 18. Juni verschoben.

Insgesamt ist es nun ein Jahr her, dass Corona uns alle in die Knie zwang, in der aktuellen Ausgabe der ZEIT spreche ich mit Florian Zinnecker darüber, was es für uns Musiker bedeutet, von Ihnen, unserem geliebten Publikum, getrennt zu sein. Natürlich gibt es immer wieder Lichtblicke, für mich etwa mein Autokino-Rezital, das das weltweit erste klassische Konzert in so einer Lokalität war, oder die 14-tägige Quarantäne in einem Hongkonger Hotelzimmer, die sich zu einer essentiellen Erfahrung entwickelte. Aber man muss so lange von diesen Lichtblicken zehren, dass es absolut unverhältnismäßig ist. Man muss um ein Vielfaches kreativer sein, um sich dann mit einem um ein Vielfaches ernüchternderen Ergebnis zufrieden zu geben und dann macht man nach einem Streaming-Konzert gute Miene zu bösem Spiel und sagt „Immerhin besser als nichts“.

Lassen Sie uns hoffen, dass die Kompromisse bald in den Hintergrund geraten und wir uns voll und ganz auf die Musik und ihre wunderbar heilende Wirkung einlassen können. Ich drücke uns allen sehr die Daumen, dass wir uns am 18. Juni in der Glocke Bremen wiedersehen und wünsche Ihnen von Herzen alles Gute – bitte bleiben Sie sicher und gesund.

Ihr Alexander Krichel