Konzertkritik: Quatuor Modigliani mit Tanja Tetzlaff

Text: Gerd Klingeberg, Weser Kurier
Fotos: Patric Leo

Franz Schuberts Streichquintett C-Dur op. 163 gilt als eines der bedeutendsten Meisterwerke der Kammermusik. Nur wenige Monate vor dem Tod des Komponisten entstanden und erst Jahre später veröffentlicht, teilt sich die emotionale Wucht und Intensität des viersätzigen Opus jedem aufmerksamen Hörer mit. Die technisch in jeder Hinsicht brillante Aufführung beim ersten Philharmonischen Kammerkonzert im großen Saal der Glocke durch das in Paris ansässige Quatuor Modigliani samt cellistischer Ergänzung durch Tanja Tetzlaff unterstrich den zumeist ernsten Charakter des Werkes mit einer sehr einfühlsamen, niemals jedoch manieristischen Interpretation.

Stimmig wirkte dabei die corona-bedingte, auf Vereinzelung und Abstand angelegte Sitzanordnung im Saal; denn ungeachtet seiner nahezu sinfonischen Dimension ist Schuberts Quintett ein sehr persönliches, ja intimes Werk, das so vielleicht auch am besten rezipiert werden kann. Mit subtil angegangenen, orakelhaft wirkenden Anfangsakkorden eröffnete das Ensemble ein ganzes Universum tiefer musikalischer Gedanken und Ideen, gestaltete dabei dynamisch hochgradig differenziert und durchgehend fesselnd bis zum allerletzten Takt. Bestechend fragil, dennoch spannungsintensiv und zutiefst expressiv erklangen die hauchzarten Pianissimo-Phrasen im lyrisch melancholischen Adagio-Satz.

Jedenfalls so lange, bis sie im hart kontrastierenden Mittelpart abrupt von aufbegehrend ungebärdigen Elementen verdrängt wurden. Noch eine Spur gegensätzlicher geriet das zunächst temperamentvoll drängende Scherzo, das im mittigen Trio unvermittelt mit einer geheimnisvollen, depressiv fahlen Stimmung überraschte. Tänzerisch charmant und belebend akzentuiert schien sich im Finale eine heitere Unbeschwertheit durchzusetzen; die durchweg ernsthafte Grundstimmung blieb hintergründig dennoch stets gewahrt.

In gleichermaßen perfektem Zusammenspiel, spritzig und mit Impetus hatte das Quatuor Modigliani zum Konzertauftakt Mozarts dreisätziges Divertimento F-Dur KV 138 vorgetragen und dabei dessen italienisch-heiteren Charakter mit leichthändigem Strich nachdrücklich betont. Für die neue, wenngleich noch unsichere kammermusikalische Saison war es ein hoffnungsvoller, grandioser Start, der mit starkem Beifall bedacht wurde.